Sonntag, 19. Juni 2011

Armageddon als wirtschaftliche Kernschmelze: »Verschwörungstheorien« werden wahr

Die britische Bank Lloyds hat ihre Kunden gerade darüber informiert, dass Europa nun das finanzielle Armageddon drohe. Im Klartext: der Totalverlust von Bankguthaben und Lebensversicherungen. Denn es geht nicht mehr nur um Milliarden – es geht jetzt um Billionen.
Tausend Mal haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, dass dieses Szenario bevorstehen könnte. Hunderttausend Mal hat man uns deshalb die Verbreitung von »Verschwörungstheorien« vorgeworfen. Selbst die US-Finanzaufsicht warnt aber nun vor dem Crash in Europa. Wir haben dasgenauso prognostiziert. Viele unserer Leser haben den Wirtschaftsbestseller Europa vor dem Crash gekauft und sich vorbereitet. Wer sich nicht vorbereitet hat, der könnte nun in der Tat wohl bald schon erleben, was es bedeutet, wenn aus einer »Verschwörungstheorie« ein reales Armageddon wird.
Jetzt beginnt das letzte Gefecht. Europa wirft die Notenpresse an und befeuert damit zugleich die Inflation. Wegen der abzusehenden totalen Staatspleite Griechenlands müssen die Euro-Notenbanken mit zusätzlichem Kapital ausgestattet werden, finanziert vom Steuerzahler. Gigantische 400 Milliarden Euro müssen die deutschen Steuerzahler schon jetzt für die Rettungsschirme finanzieren – das ist die Summe der kompletten Hartz-IV-Sätze für das Heer deutscher Sozialhilfeempfänger über einen Zeitraum von acht Jahren. Und mit jedem Tag wird die Summe gewaltiger. Auch die Mainstream-Medien müssen nun erkennen, dass der Supergau wohl keine Verschwörungstheorie ist. Inzwischen empfiehlt ja sogar die FDP den Bürgern, noch schnell ihre Sparguthaben bei den Banken abzuheben.
Jeder weitere Euro für ein bankrottes EU-Land wird sich im Tränengasrauch bei Demonstrationen vor den Parlamenten bankrotter Staaten buchstäblich im Nichts auflösen. Die Bankenpleite ist offenbar nicht mehr aufzuhalten. Man druckt jetzt Geld, um den Crash zeitlich noch ein wenig hinauszuzögern. Schließlich ist es egal, ob man beim Sturz aus dem Fenster ums Leben kommt, weil man aus dem 30. oder dem 50. Stock fällt.
Nach immer häufigeren brutalen Zusammenstößen bereitet die griechische Regierung nun nach Angaben aus der Umgebung des Ministerpräsidenten Papandreou den Einsatz der Armee in Athen vor. EU-Kommissionspräsident Barroso hat auf den Tag genau vor einem Jahr vor der Rückkehr von Kriegen und dem Rückfall Europas in Diktaturen gewarnt. Wir haben das längst vergessen. Oder vielleicht nur verdrängt.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte Mitte Juni 2010 bei einem Treffen mit Gewerkschaftsführern vor apokalyptischen Zuständen in Europa gewarnt. Wenn die durch Rettungsschirme bereitgestellten Finanzmittel für bankrotte EU-Staaten nicht ausreichten (was absehbar sei), werde es schon bald Bürgerkriege und möglicherweise auch Militärputsche in der EU geben. Barroso erklärte vor den damals sichtlich geschockten Gewerkschaftsführern, in Staaten wie Griechenland, Spanien und Portugal werde die Demokratie dann sehr schnell der Vergangenheit angehören. Die Diktatur werde zurückkehren. Es drohe in mehreren bankrotten EU-Staaten ein Militärputsch. Auch die Gefahr von Bürgerkriegen in vielen EU-Staaten werde immer wahrscheinlicher, weil die Kassen leer seien, die Bürger aber ihre gewohnten sozialen Leistungen auch weiterhin einfordern wollten.
Die Ausführungen des EU-Regierungschefs werden weltweit von allen führenden Medien zitiert (etwa von der Londoner Daily Mail), nur nicht in Deutschland. Grund: Die Bundesregierung hatte die führenden deutschen Medienchefs bei mehreren Treffen im Kanzleramt dazu aufgefordert, die wahre Lage innerhalb der EU aus Gründen der politischen Korrektheit zu beschönigen. Denn erst wenige Tage zuvor hatte die EU-Führung damals intern mitgeteilt, dass in fast allen EU-Staaten die Sozialsysteme vor dem finanziellen Kollaps stehen.
Um Unruhen zu vermeiden, durften deutsche Qualitätsmedien schon lange beispielsweise nicht mehr wahrheitsgemäß darüber berichten, dass Bürger bei Lebensversicherungen demnächst mindestens 15 Prozent weniger Kapital zurückbekommen werden, als sie in diese einbezahlt haben. Deutsche Qualitätsjournalisten mussten lügen und den Bürgern die Wahrheit vorenthalten. Dazu hatte sie die Kanzlerin aufgefordert. Man kann allerdings nicht auf Dauer lügen. Und irgendwann wird abgerechnet.
Die EU-Staaten haben kein Geld mehr, um mit weiteren Bankenrettungs- und Konjunkturpaketen gegen die Rezession anzukämpfen. Ein EU-internes Dokument, das einige wenige Beobachter schon Anfang 2009 in Brüssel einsehen durften, sprach damals schon von 18,1 Billionen Euro (!) an faulen oder unverkäuflichen Wertpapieren und Vermögenswerten (»assets«) bei westlichen Banken. 44 Prozent der Vermögenswerte europäischer Banken waren zu jenem Zeitpunkt »faul«. Zur Finanzierung des Rettungspaketes musste also seit jenem Zeitpunkt immer wieder neues Geld bereitgestellt werden. Auch der britische Daily Telegraph durfte damals das Dokument in Brüssel einsehen, verzichtete aber in späteren Ausgaben auf die Nennung der konkreten Zahlen, zu groß war der Schock für die Öffentlichkeit – die Lage war demnach mehr als desaströs. Dabei hatte der Telegraph offenkundig beim Löschen der Einzelheiten des Brüsseler Geheimpapiers nicht freiwillig gehandelt. In den ersten Ausgaben stand am 11. Februar 2009 noch: »The figures, contained in a secret European Commission paper, are startling. The dodgy financial packages are estimated to total £16.3 trillion in banks across the EU. The impaired assets may amount to an astonishing 44 per cent of EU bank balance sheets. It is a deep ditch the bankers, regulators and their friends in government have dug us into.«
16,3 Billionen Pfund – das sind 18,1 Billionen (!) Euro. Offenkundig hat man damals großen Druck auf den Telegraph ausgeübt, die veröffentlichten Zitate aus dem Geheimpapier mit den konkreten Zahlen ganz schnell wieder zu löschen. Allerdings hat man dabei etwas übersehen: Ganz oben auf der entsprechenden Seite des Daily Telegraph steht im Browserfenster noch immer die ursprüngliche Überschrift des Artikels – »European banks may need 16.3 trillion bail-out, EC document warns«. Klicken Sie auf den Link und schauen Sie ganz oben links auf den oberen Rand Ihres Browsers.
Die Staaten der Europäischen Union haben mit Hilfspaketen und Garantien lange Zeit ihre Volkswirtschaften vor dem endgültigen Kollaps bewahrt – bislang. Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis viele Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vor dem Hintergrund der gewaltigen Bestände an faulen oder unverkäuflichen Wertpapieren und Vermögenswerten ihren Bürgern mitteilen müssen, dass sie faktisch pleite sind. Der britische Telegraph nennt es britisch vornehm »Estimates of total expected asset write-downs suggest that the budgetary costs – actual and contingent – of asset relief could be very large both in absolute terms and relative to GDP in member states«.
All das hat die frühere Berliner Regierung schon im Februar 2003 – also vor acht Jahren – geahnt. Im Februar 2003 gab es im Kanzleramt ein Spitzengespräch zwischen Bankenvertretern und der Bundesregierung über die wachsende Zahl fauler Kredite und über die künftig zu erwartenden angeschlagenen Banken. Die Idee zur Gründung einer »bad bank« zur Rettung der Finanzwelt hatten damals Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundesfinanzminister Hans Eichel und führende Vertreter der deutschen Kreditwirtschaft angeschnitten. Nochmals – das war vor genau acht Jahren. Nur bekannt werden sollte das auf keinen Fall. Sie glauben das nicht? Das Handelsblatt berichtete darüber. Immer mehr Führungskräfte erwarteten schon 2003 künftige Zusammenbrüche von Banken – das war für informierte Wirtschaftsfachleute schlicht abzusehen, allerdings in kleineren Dimensionen als heute tatsächlich eingetreten. Man blieb damals jedoch untätig. Es gab noch ein weiteres Treffen von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Frühjahr 2003 mit Banken-Vertretern. Wieder sprach man hinter geschlossenen Türen über Auffanggesellschaften für faule Bankenkredite. Die damalige Bundesregierung hat die Idee dann wieder verworfen, weil die Bevölkerung nicht die Wahrheit erfahren sollte. Das hätte ja Wählerstimmen gekostet. Man dachte in Berlin, es werde schon nicht so schlimm kommen. Man wusste, dass die Spekulations- und Immobilienblasen an den Finanzmärkten eines Tages platzen würden. Es war eine reine Frage der Zeit. Und dann könnte man sich ja immer noch völlig überrascht zeigen.
Deutsche Qualitätsjournalisten berichten bislang nicht darüber, dass die Bundesregierung vor Jahren schon um die sich abzeichnenden Gefahren der vielen faulen Kredite wusste. Die Untätigkeit der Journalisten hat einen ganz einfachen Grund – vor acht Jahren sorgte die Indiskretion über die faulen Kredite für gewaltigen Ärger und für helle Aufregung im Kanzleramt. Wer heute Informationen aus der Umgebung der Bundesregierung will, der darf es sich mit den dort Herrschenden nicht verderben. Also schauen die Journalisten lieber weg. Denn sonst bekommt man möglicherweise keine vorformulierten Presseerklärungen mehr aus Berlin. Und das wäre für deutsche Qualitätsjournalisten einfach schrecklich. Man bleibt lieber an der Seite jener Politiker, die seichte Waschmittelparolen verbreiten – bis zum Untergang. Und zeigt sich dann völlig überrascht. So ist das eben, wenn aus angeblichen »Verschwörungstheorien« irgendwann die Wahrheit hervorbricht …

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/wirtschaft-und-finanzen/udo-ulfkotte/armageddon-als-wirtschaftliche-kernschmelze-verschwoerungstheorien-werden-wahr.html

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